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Wo Bergbaugeschichte weiterlebt

Ensemble Alte Grube Velsen

In Velsen, dem westlichsten Stadtteil Saarbrückens, liegt die stillgelegte Steinkohlengrube Velsen mit ihrem einzigartigen Ausbildungsbergwerk, dem Lehrstollen. Seit 2011 wird die Anlage vom Erlebnisbergwerk Velsen e.V. als Besucherbergwerk betrieben und macht die Welt des saarländischen Steinkohlenbergbaus erlebbar. Original Maschinen, Strecken und Schachtanlagen stehen hier nicht nur zur Besichtigung bereit – sie sind funktionstüchtig und werden in Betrieb gezeigt. So entsteht ein authentischer Eindruck vom Leben und Arbeiten unter Tage, der weit über eine reine Ausstellung hinausgeht.
Historische Luftaufnahme des Bergwerks Velsen

Wie alles begann

Im Jahr 1899 wurde der Rosselschacht abgeteuft – später als Gustavschacht 1 bekannt. Er war die Keimzelle der Grube Velsen und markierte den Beginn einer langen Bergbaugeschichte. Über Jahrzehnte entwickelte sich hier ein großer Industriekomplex, der das Leben in der Region prägte und das Bild des Ortes bestimmte.

Die Grube Velsen in ihren besten Zeiten

Zu ihren Hochzeiten bestand die Anlage aus:

  • der Steinkohlengrube Velsen mit den Hauptschächten Gustav I und Gustav II sowie mehreren Nebenschächten

  • dem Ausbildungsbergwerk Velsen (heute Erlebnisbergwerk)

  • der Kohlenaufbereitung

  • Fördermaschinenhäusern, Dampfmaschinen, Kesselhaus und Kühlturm

  • Verwaltungsgebäude, Waschkaue und Lampenstube

  • der Kaffeeküche

  • der Remise (ehemalige Pferdeställe)

  • dem elektrischen Schalthaus

  • dem Schwelwerk zur Schwelkoksherstellung

  • einem Grubenbahnhof mit Anbindung an die Rosseltalbahn

  • einer Bergarbeitersiedlung mit Wohnungen und Schlafhäusern

  • einem Personenbahnhof

Das Verwaltungsgebäude des Bergwerks Velsen
Das Verwaltungsgebäude der Grube Velsen.

Was verschwunden ist

Einige dieser Bauwerke sind heute nicht mehr erhalten: Die Siedlung Velsen sowie der Personenbahnhof verschwanden ebenso wie das Schachtgerüst Gustav 1. Das Schwelwerk und der Grubenbahnhof liegen brach. Kesselhaus und Kühlturm wichen der modernen Entsorgungseinrichtung AVA Velsen.

Was geblieben ist

Andere Gebäude stehen bis heute – manche in neuer Nutzung, andere als Industriebrache. Das Gelände zeigt so eine einzigartige Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart.

Umgebung und Nachbarschaft

Nach Westen grenzt die Rosselaue an, ein bergbaubedingt entstandenes Biotop und Naturschutzgebiet. Im Osten liegt Petite-Rosselle (Frankreich) mit der benachbarten St.-Charles-Grube – ein weiterer geschichtsträchtiger Ort des lothringisch-saarländischen Steinkohlenbergbaus.

Das heutige Ensemble

Heute besteht das Ensemble Grube Velsen aus alter preußischer Bergbauarchitektur, Zweckbauten der 1930er-Jahre wie dem Schalthaus sowie moderner Architektur (Erlebnisbergwerk, AVA). Es vereint stillgelegte, umgenutzte und weiterhin aktive Gebäude. Das historische Eingangstor bildet die Kaffeeküche.

Kaffeeküche Velsen

Die älteste, originale Kaffeeküche des Saarlandes!

Die Kaffeküche von außen
Die Kaffeekisch Velsen von außen

An die saarländischen Steinkohlegruben war stets eine Kantine, die sogenannte Kaffeeküche (kurz Kaffeeküch oder Kaffeekisch) angegliedert. Hier gab es Kaffee aber auch Kleinigkeiten zu essen, insbesondere die sog. Bergmannsportion (Lyoner, Weck, Senf und ein Glas Bier). Alles gab es zu sehr moderaten Preisen.

Das original Torhaus mit Walmdach stammen ebenso wie die ehemaligen Pferdeställe daneben aus der preußischen Zeit des saarländischen Bergbaus (1907). Im ehemaligen Torhaus ist seit über 60 Jahren die Kaffeeküche Velsen untergebracht.

In Velsen war die letzte Kaffeküche des Saarlandes bis vor kurzem noch durchgängig seit den 1960er Jahren praktisch unverändert in Betrieb. Elke Orth und ihr Team freuten sich auf Gäste. Viele Handwerker und Kraftfahrer nutzten die Kaffeeküche als Pausenstation - nicht zuletzt die Müllwerker, die täglich vielfach die nahegelegene Müllverbrennungsanlage AVA Velsen anfuhren.

Die Kaffeküche von innen
Ein Blick in die Kaffeekisch
Die Fördermaschine Gustav II Nord

Die älteste erhaltene Fördermaschine des Saarbergbaus

Fördermaschinenhaus Gustav 2 von außen
Das Fördermaschinenhaus der Dampfmaschine Gustav II

Der Gustavschacht II ist doppeltrümmig, d.h. es gab zwei unabhängige Seilfahrtseinrichtungen nebeneinander, Daher ist das Fördermaschinenhaus auch ein Doppelgebäude. Die Dampfmaschine Gustav II (Nord) aus dem Jahre 1916 ist in ausgezeichnetem Zustand erhalten, die Maschine für das Süd-Trum wurde leider verschrottet.

Die Dampfmaschine ist die älteste erhaltene Fördermaschine des Saarbergbaus. Gebaut von der Dingler'schen Maschinenfabrik Zweibrücken ist sie seit 1916 ununterbrochen bis zur finalen Stillegung der Grube Velsen auch als Nebenschachtanlage im Jahr 2005 im Einsatz gewesen. Im Jahr 1936 wurde sie von Trommelbetrieb auf Koepe-Treibscheibe umgerüstet. Die letzten Betriebsjahre lief sie nicht mehr mit Dampf sondern mit Druckluft, da das Kesselhaus zur Dampferzeugung dem Bau der AVA Velsen weichen musste. Eine Umrüstung auf Druckluft war aber günstiger als der Umbau auf eine elektrische Fördermaschine.

Ein Detail der Fördermaschine Gustav 2
Die Fördermaschine Gustav 2

Die älteste Dampffördermaschine des Saarlandes am Gustavschacht 2 der alten Grube Velsen wurde viele Jahre lang vom Berg- und Hüttenleute Warndt e.V. in ehrenamtlicher Arbeit gepflegt und erhalten. Für dieses langjährige Engagement gebührt dem Verein große Anerkennung.

Seit 2025 übernimmt das Erlebnisbergwerk Velsen e.V. diese wichtige Aufgabe und sorgt dafür, dass dieses einmalige technische Denkmal weiter bewahrt bleibt. Besucherinnen und Besucher haben nun die Möglichkeit, die historische Maschine aus nächster Nähe zu erleben.

Wir empfehlen ausdrücklich, dieses außergewöhnliche Stück saarländischer Bergbaukultur zu entdecken – am besten in Kombination mit einem Besuch des Erlebnisbergwerks Velsen.

Der Gustavsschacht

Zwei Schächte, eine Geschichte: Gustavschacht I und II

Historisches Bild der alten Grube Velsen

Eigentlich sind es ja zwei. Gustavschacht I und Gustavschacht II. Die Geschichte der Gustavschächte beginnt in Geislautern. Die geschichtsträchtige Grube Geislautern befand sich am Rotweg, auf dem Gelände steht heute das Warndtgymnasium. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die noch abbaubaren Kohlenvorräte der Grube Geislautern weitgehend erschöpft. Versuchsbohrungen fanden schließlich reichhaltige Kohleflöze im Rosseltal.

Aus dem Versuchsschacht II bei Großrosseln wurde schließlich der Rosselschacht, abgeteuft 1899 und damit liegt auch der Start der Grube Velsen fest. Zunächst in Holzgerüstbauweise erstellt, wurde dann 1906 ein Eisenstrebengerüst aufgestellt. Es gab ein Haupt- und ein Nebentrum, dadurch erklärt sich auch die etas seltsame Form des Schachtgerüsts - die Fördermaschine für das Nebentrum stand im rechten Winkel zur Maschine im Haupttrum.

Im Jahre 1907 schließlich wurde die Grube zu Ehren des Oberberghauptmannes Gustav von Velsen in "Gruben Velsen" umgetauft, aus dem Rosselschacht wurde der Gustavschacht (später Gustavschacht I).

Seine Endteufe erreichte er in den Jahren 1937-1939, als man ihn bis zur 5. Sohle auf einer Teufe von 843m tiefer teufte. Glimpflich verlief ein Seilriss im Hilfstrum während der Materialförderung im Jahre 1914. Im Jahr 1958 wurde der Schacht auf Gefäßförderung umgebaut, d.h. es gab keinen Förderkorb mit Loren mehr sondern ein großes "Skip"-Gefäß, daß unter Tage mit Kohlen gefüllt wurde und über Tage ausgeleert. Dadurch ließ sich die Kapazität deutlich erhöhen. 1978 schließlich wurde dieser Schacht verfüllt und kurz darauf das Gerüst abgebrochen.

Der Förderturm Gustav 1
Der Förderturm Gustav 2

Gustavschacht II: Vom Annaschacht zum Jahrhundertbetrieb (1913–2005)

Die Grube war von Beginn an als Zweischacht-Grube geplant worden und so begann man im Jahre 1913 mit der Abteufung des Annaschachtes (nach der verstorbenen Ehefrau Gustav von Velsens), der ab 1920 Gustavschacht II heißen sollte. Er wurde mit zwei gleich großen Trummen errichtet, dazu ein passendes Doppel-Fördermaschinenhaus mit zwei Dampfmaschinen. Das eiserne Strebengerüst war 1917 fertiggestellt. Seit diesem Zeitpunkt war der Gustavschacht ununterbrochen - erst bis zur Einstellung der Kohlenförderung in Velsen im Jahre 1965 - dann weiter als Seilfahrts-, Material- und Wetterschacht der Grube Warndt bis ins Jahr 2005 in Betrieb. Viele der Begleiter des Erlebnisbergwerks sind in ihrer aktiven Zeit täglich im Gustavschacht ein- und ausgefahren.

Weitere historische Gebäude

Fördermaschinenhaus des Schachtes Gustav I
Das ehemalige Fördermaschinenhaus des Schachtes Gustav I

Das Fördermaschinenhaus des Schachtes Gustav I

Das Fördermaschinenhaus des nicht mehr erhaltenen Schachtes Gustav I (Rosselschacht), um 1915.

Das Fördergerüst Gustav II (1916)

Nicht unter Denkmalschutz aber dennoch erhalten sind die Schachthalle Gustav II und der angrenzende Elektromaschinenraum.

Das Fördergerüst Gustav II
Das Schalthaus von außen

Die elektrische Schaltzentrale

Die elektrische Schaltzentrale aus den 1930er Jahren.

Öl- und Sprengstoffkeller

Ölkeller (Bild) und Sprengstoffkeller der Grube Velsen.

Der Ölkeller von außen
Historische Luftaufnahme des Bergwerks Velsen
Der ehemalige Grubenbahnhof aus der Vogelperspektive

Der Grubenbahnhof

Gelände von Grubenbahnhof und Schwelwerk.